Montage des Segelkleids

Jetzt, wo die Schmutzarbeiten am Deck beendet sind, wird es Zeit, das neue Segelkleid zu montieren. Weil Marco erst die Masse genau aufnehmen wollte, nach denen sein Bruder den Lazybag nähen sollte, war das kostbare Segel bis jetzt bloss mit einem blauen Provisorium vor UV-Strahlung und Schmutz geschützt. Inzwischen ist das Original-Segelkleid eingetroffen. Es besteht aus einem «Lazybag», einer längs des Baums montierten zweiteiligen Tasche, in die sich das Grosssegel beim Herunterlassen automatisch hineinlegt, statt auf das Deck zu fallen (1). Die Montage des Lazybag bereitet trotz des Leinen-Salats erstaunlich wenig Probleme. Hingegen ist der Kamin, das Planenteil um den Mast rum, ein paar Nummern zu gross geraten (2), obwohl Marco doch genau gemessen hatte. Er kann sich den Fehler auch nicht erklären und sendet fürs erste ein Provisorium. Danach markiere ich am Originalteil die notwendigen Änderungen und sende es zur Abänderung zurück nach Travemünde.


Wieder im Wasser

Eine Woche lang stand «BlueSound» auf dem Trockenen (1), aber jetzt sind alle Arbeiten erledigt. Das Coppercoat des Unterwasserschiffs wurde leicht angeschliffen, um erneut Kupferpartikel in der Epoxy-Farbe frei zu legen, die den Bewuchs verhindern sollen. Auch der neue Decksbelag sieht super aus. Nur haben die Vögel bereits drauf … (2).

Ich bin extra schon am Sonntag angereist, damit wir das Boot am Montag um 9.30 Uhr nochmals auf den Waschplatz fahren können (Hafenmeister Frédéric legt Wert auf Pünktlichkeit). Diesmal wird der Travellift von achtern herangeführt, damit das Vorstag nicht wieder in den Weg kommt (Tipp: Beim nächsten Auswassern mit dem Heck voran in die Travellift-Box fahren). Am Waschplatz wird die «BlueSound» angehoben, bis das Schwert auf die vollen 2,4 Meter Tiefgang abgesenkt werden kann. Sieht imposant aus (3 und 4), sogar Frédéric ist beeindruckt. Joel befreit das Schwert von Kalkbelägen und poliert das Teil auch noch auf Hochglanz. Die Mühe lohnt sich, wie wir noch sehen werden…


BlueSound übertrifft Rekorde

Heute hat BlueSound alle Rekorde übertroffen. Zwar war ich schon einige Male einhand draussen, auch bei stärkerem Wind. Reffen ist über 13–15 kn Wind angesagt, das Schiff ist somit steifer als wir zuerst dachten. Heute hatte ich mit Ranata, Turi und Gerd Crew an Bord (1) und konnte alle Trimm-Optionen ausnutzen. Prompt stieg der Speedo auf 9,5 kn. Im Schnappschuss erwischte ich allerdings bloss 9,34 kn (2). Laut GPS fuhren wir sogar 10,5 kn, und dies bei 15 kn scheinbarem Wind. Noch nicht die 14 kn Fahrt, welche die Konstrukteurin Juliane Hempel prophezeit hat, aber immerhin ein Anfang.


Erste Reparaturen

Beklagen können wir uns nicht: Für einen Prototypen hält sich «BlueSound» ganz gut. Das meiste klappt auf Anhieb. Nur die Antirutsch-Farbe auf dem Deck blättert schon weg. Es gab da ein Missverständnis zwischen Maler und Farbfabrikant wegen der korrekten Grundierfarbe. Jetzt muss der gesamte Decksbelag erneuert werden, eine Garantiearbeit. Bei dieser Gelegenheit wählen wir einen helleren Farbton, damit wir auch bei Sonnenschein barfuss übers Deck laufen können, ohne uns die Füsse zu verbrennen. Und weil Spritzen draussen auf dem Werkplatz sehr aufwändig wäre (man müsste ein Zelt ums Schiff herum bauen), wird der neue Antirutschbelag aufgerollt oder gestrichen. Das ergibt ein etwas gröberes Profil, was aber nichts schadet.

Bei dieser Gelegenheit soll auch die Motorhebe-Vorrichtung neu gebaut werden. Die anfänglich installierte Winde war vor einer Woche zusammengebrochen, und wir beschliessen, das Motorhebe-Fall direkt auf die Elektrowinsch zu führen und mit Curryklemme am Motorschacht zu arretieren (das hätte uns ja auch von Anfang an einfallen können). Und wenn wir schon dran sind, wird auch der Cockpit-Tisch verbreitert, damit das Grossfall sich nicht mehr im Tischgestänge verwickeln kann.

Mit Joel haben wir die Woche vom 16. Juni für die ganze Übung reserviert, «BlueSound» wird somit am Montagmorgen um 9.30 Uhr aus dem Wasser gehoben, grob gereinigt und auf den Werkplatz transportiert (1 und 2). Danach beginnt für Joel und Simon die Schwerarbeit, das Abkratzen des alten Belages und die Vorbereitungsarbeiten für das Anbringen der neuen Decksfarbe (3 und 4). Kein Schleck bei teilweise hochsommerlichen Temperaturen. Andererseits wäre Regenwetter für das Projekt auch nicht gerade förderlich gewesen.


Die Segel werden gesetzt

Endlich ist’s so weit: Was Marco Haase vergangenen Oktober so schön an seinem Computer designt hat, wird heute montiert. Die Segel werden zuerst im Hafen gesetzt, um sicher zu sein dass alles klappt (1und 2). Danach geht’s auf zur Jungfernfahrt, im Bild festgehalten von Werner Vetter und Susanne Haase (3 und 4) wir haben unglaublich Glück mit dem Wetter, wohl der schönste Tag im April. Und die BlueSound bewegt sich bereits, wenn sich noch nicht einmal das Wasser kräuselt. Ganz wie geplant.


Nebel über dem Neuenburgersee

Und schon herrscht wieder der Nebel über dem Neuenburgersee. Die «BlueSound» ist für den Winter eingepackt und wir packen die Seesäcke vor zur Abreise nach Lanzarote.


Abnahme

Heute Nachmittag mussten wir die «BlueSound» vorführen. Das Schiff wird vorne beim Kran von den Fachleuten des OCN (Office de la Circulation et Navigation) im Auftrag des Kantons Fribourg geprüft. Da BlueSound ja kein Schiff von der Stange ist, hatte ich die Stabilitäts-Berechnungen der Juliane Hempel und das Sicherheitszertifikat für den Rumpf von Biga bereits vorgängig eingesandt. Kontrolliert wird eigentlich nur noch, ob es genug Feuerlöscher an Bord hat und nicht etwa verbotenerweise Abwasser über eine Leitung in den See gelangen kann. Alles verläuft okay, bis die beiden Inspektoren im letzten Moment nach der Plakette des Herstellers fragen.

Wir haben natürlich keine. Wer ist überhaupt der Hersteller? Hempel hat den Rumpf gezeichnet, Biga hat den Kasko gebaut, und Stucki alles Übrige besorgt. «Ohne Plakette können wir Ihnen keinen Schiffsausweis ausstellen», sagen die Mannen vom OCN. So kommt es, dass ich die «GoetzYachts Basel» gründe, die offiziell als Erbauer der «BlueSound» fungiert und als solche auf einem Messingschild aufgeführt wird. Nachdem ich dem OCN ein Foto der Plakette zugesandt habe, kommt der Schiffsausweis ohne weiteren Kommentar …


Segelmacher an Bord

Das Problem eines jeden Selbstbauers ist, dass die Segel erst bestellt werden können, wenn das Schiff fertig gebaut ist, der Mast steht – und das Budget bereits hoffnungslos überzogen ist. Daher ist verständlich, dass man für die Besegelung eine möglichst günstige Lösung sucht. Was natürlich absurd ist, sind die Segel doch der wichtigste Teil eines Segelschiffes. Ich hatte bis jetzt mit zwei Segelmachern gute Erfahrungen gemacht, mit Beat Aebischer von der Sailtex (Elvström-Vertretung), der u.a. für die SOUND die schöne CodeZero-Genua gebaut hat, und Marco Haase aus Travemünde, der unserer guten alten «Satori» (HR34) mit einem neuen Grosstuch wieder auf die Sprünge geholfen hat. Bei beiden habe ich eine Richtofferte eingeholt.

Erstaunlicherweise waren die beide Angebote für normale Dacron-Segel etwa vergleichbar, was eigentlich für den lokalen Anbieter spricht. Sobald man aber ein wenig höhere Ansprüche stellt, klafft die Preisschere weit auseinander. Schliesslich fällt die Wahl auf die Haase Segel GmbH, da ich auf deren «Membrane»-Segel einen sensationellen Rabatt erhalte, falls ich im Gegenzug die Texte auf der Firmen-Webpage ein bisschen überarbeite. Das Angebot ist zu gut, um ausgeschlagen zu werden.

Heute kam Marco Haase extra aus Travemünde angereist, um das Rigg auszumessen. Und einige Tage später erhalte ich bereits die Computer-Animation seines Segeldesigns für die «BlueSound».


Das Rigg wird gestellt

Mit dem Rigg-Designer Henning hatte ich ja schon im Frühling jedes Detail besprochen, es sollte also eigentlich nichts schief gehen. Tatsächlich lag das Rigg bereits im Juni abholbereit in Friedrichshafen.

Aber wir wollten ja die Saison noch als Motorboot geniessen, also setzten wir den 12. September als Datum fest fürs Aufriggen. Gross ist heute die Enttäuschung, weil trotz genauer Vorbesprechung vieles nicht klappt. Da gab es offenbar Kommunikationsprobleme zwischen Henning und dem Mast-bauer Selden: Die Beschläge an den Oberwanten sind falsch gepresst und müssen bei Bucher & Walt in einer Feuerwehraktion neu gewalzt werden. Die Mittelwanten sind zu kurz, also nochmals eine halbe Stunde Fahrt zu Bucher & Walt. Und als der Mast bei Abenddämmerung endlich steht, zeigt sich, dass der Fallblock fürs CodeZero-Segel zu tief angesetzt ist und das Segel somit durchhängt (1). Marco Haase wird das Segel umarbeiten, man kann es jetzt einigermassen stramm durchsetzen. Aber anderntags sieht die ganze Sache bei blauem Himmel doch recht eindrücklich aus (2).


Erste grosse Fahrt nach Solothurn

Es ist endlich so weit, das Wetter stimmt, die Crew ist angeheuert: Wir gehen mit «BlueSound» erstmals auf grössere Fahrt durch den Bielersee und über die Aare bis Solothurn. Auf dem Hinweg fährt Werner mit (1).

Die Schleuse bei Biel bietet keine Probleme, wir müssen zwar beide Wege auf die Durchfahrt des Kursschiffes warten und etwa eine halbe Stunde an Ort in der Strömung stehen bleiben (die Anlegestege sind bereits besetzt). Aber schliesslich passieren wir die Schleuse beide Wege ohne Kratzer (2 und 3).

Die Fahrt ist sehr gemächlich, bis Büren auf dem Kanal (4). Dort machen wir bei der Holzbrücke (5) kehrt, von der mein Grossvater damals als Bub ein Spiessli gemacht hat (obwohl er noch Nichtschwimmer war) und biegen zum Ankern ins «Häftli» ein, in den Arm der Alten Aare (6). Man liegt dort wie in Abrahams Schoss, und Betty Bossy kocht ganz gut (7). Nur das Seegras (oder vielmehr Flussgras), das wie ein Teppich die Alte Aare herunterschwimmt, macht uns zu schaffen. Es wickelt sich anderntags beharrlich um die Schraube.

Die Fahrt geht dann weiter bis zum Campingplatz Solothurn, wo uns Wassersportkollegen zum Glück beim Anlegen in die enge Lücke helfen (wir werden unvorhergesehen von einer Neer-Strömung erfasst, und mein Manöver geht gründlich in die Hosen). Hier gibt’s dann einen Crew-Wechsel, Werner muss wieder mal dringend an eine Sitzung, dafür kommt Fabrizio (8) mit seiner Familie an Bord.

Bis Altreu fahren Susi, Hans-Peter, Ursina und Seraina mit, danach sind wir wieder zu zweit Richtung Büren unterwegs. Den Ankerplatz im Häftli kennen wir ja schon, auch die zweite Nacht ist ruhig (das Essen bestehend aus Teigwaren allerdings bescheidener). Ich mache anderntags mit dem Kajak noch einen Ausflug ins Häftli hinauf, und Fabrizio geht trotz des Grases baden.

Die Rückfahrt ist unspektakulär, der Motor tut brav seinen Dienst (so lange kein Gras in der Schraube ist) und säuft nur etwa 5 Liter in der Stunde, so lange wir nicht schneller als 10 km/h fahren. Um 17 Uhr am 22. August sind wir wieder in Portalban. Solothurn ist sicher eine Bootsreise wert, aber es muss nicht unbedingt jedes Jahr sein …