Eigentlich hatte ich mir einen ruhigen Tag gewünscht, mit lauem Lüftchen, um Ursi und Michael die beeindruckenden Leichtwind-Eigenschaften der «BlueSound» zu demonstrieren. Aber es kam anders. Schon in der Nacht auf den Samstag wecken mich die Bise mit ihren Wellen, die zwar klein aber laut am Rumpf plätschern. Bis Ursi und Michael um die Mittagszeit eintreffen, hat’s schon gewaltig aufgefrischt. Zwischen 20 und 25 kn Windgeschwindigkeit zeigt der Windmesser. Allein hätte ich bei diesem Seitenwind den Hafen nicht verlassen. Aber meine beiden Gäste haben schon eine Ahnung vom Segeln, zusammen mit Michael hatte ich ja seinerzeit die «SandDollar» von Florida in die Bahamas überführt – das ist geschätzte 20 Jahre her. Also gilt kneifen nicht, wir kommen auch ganz gut zur Box raus. Einige Ehrenrunden unter Motor vor dem Hafen, um das lästige Seegras an Schwert und Motor los zu werden. Dann wird das Gross gesetzt, gleich mit einem Reff. Erst knüppeln wir Richtung St. Blaise, fallen dann aber nach Neuenburg ab und folgen auf Raumkurs dem Nordufer. Die Logge klettert auf über 9 kn, wir wären wahrscheinlich mit hoch geholtem Schwert noch schneller gewesen. Aber ich traue mich nicht, weil uns die achterlichen Wellen doch arg rumschupsen und ich mir vom 2,4 m Tief eintauchenden Schwert mehr Stabilität verspreche. So rauschen wir mit Raumkurs bis auf die Höhe von Cortaillod. Inzwischen ist es 15 Uhr und wir müssen langsam ans Zurückkreuzen nach Portalban denken. Das könnte bei diesem Wind ruppig werden, daher verkleinere ich aufs zweite Reff (eine Premiere, aber leider von Bord aus schwierig zu fotografieren) und hole auch die Selbstwendefock bis zum ersten Reffpunkt ein. So geht es ganz gut. Die «BlueSound» mag zwar mit ihrem steilen Steven keine Wellen reiten und setzt denn auch ein paar Mal hart ein. Aber wenigstens bleiben wir im Cockpit trocken. Jedenfalls sind wir vor 17 Uhr heil zurück im Hafen – bei einem Glas Chardonnay vom Vuilly. Danach das obligate Nachtessen im «Salamandre» mit Blick auf Hafen und See. Ein würdiger Saisonschluss.