Es ist wieder Zeit zum Einwintern

Zwar ist es ein milder Herbst, doch liegt fast jeden Tag bis zur Mittagszeit Nebel über dem See, und nachts sinkt das Thermometer unter 10 Grad. Trotz Elektroheizung wird’s dann ungemütlich an Bord. Auch schon war das Hafenwasser gefroren um diese Jahreszeit. Ein Grund mehr, das Schiff winterfest zu machen, so lange die Finger nicht klamm werden. Tom kämpft mit den Stücken der Cockpitplanen. Zwar haben wir die einzelnen Teile nummeriert, damit man sieht, was wohin gehört. Aber natürlich klemmen die Reissverschlüsse, und auch die Klettverschlüsse sind plötzlich nicht mehr genau da, wo sie sein sollten. Doch schliesslich steht die «Kuchenbude» (1).

Inzwischen mache ich das Schwert eissicher. Es befindet sich neben Blei ja auch Wasser darin, das gefrieren könnte. Einen Teil des Wasserballastes pumpe ich aus, etwa 30 Liter bleiben drin. Darin versenke ich einen simplen Aquariums-Heizstab (2). Der leistet 750 Watt und heizt das Wasser wenn eingeschaltet auf 18 Grad auf. Das Stromkabel führe ich neben dem Schwertfall durch ein eigens gebohrtes Loch in Toms Kabine und schliesse es dort an den Fernschalter an. Den kann ich per sms einschalten, sobald die Meteorologen Frostgefahr melden (vorigen Winter hatten wir dort die Elektroöfen angeschlossen, mussten jedoch dank des milden Winters nie heizen. Aber man weiss ja nie).

Die Box, in welche die Bugschraube einklappt und wo Eisbildung ebenfalls nicht willkommen ist, umwickle ich mit einem 30 W Heizband (3), das ebenfalls an den Fernschalter angeschlossen wird. So können wir auch dem strengsten Winter ruhig entgegenblicken. Der Rest ist Routine, Festmacherleinen verdoppeln, Trinkwasser aus Tank, Leitungen und Boiler auslassen, Weinkeller ausräumen etc. Noch am gleichen Abend ist alles in Ordnung gebracht. Nicht zu früh, denn bereits zwei Tage darauf bläst der erste Herbststurm mit über 100km/h über den See … Freue mich jetzt schon auf die nächste Saison.

PS: Ein Kontrollbesuch am 22. November hat ergeben, dass die Festmacherleinen den Sturm überstanden haben und die Aquariumsheizung im Schwert tatsächlich funktioniert.


Zum ersten Mal unter zweitem Reff

Eigentlich hatte ich mir einen ruhigen Tag gewünscht, mit lauem Lüftchen, um Ursi und Michael die beeindruckenden Leichtwind-Eigenschaften der «BlueSound» zu demonstrieren. Aber es kam anders. Schon in der Nacht auf den Samstag wecken mich die Bise mit ihren Wellen, die zwar klein aber laut am Rumpf plätschern. Bis Ursi und Michael um die Mittagszeit eintreffen, hat’s schon gewaltig aufgefrischt. Zwischen 20 und 25 kn Windgeschwindigkeit zeigt der Windmesser. Allein hätte ich bei diesem Seitenwind den Hafen nicht verlassen. Aber meine beiden Gäste haben schon eine Ahnung vom Segeln, zusammen mit Michael hatte ich ja seinerzeit die «SandDollar» von Florida in die Bahamas überführt – das ist geschätzte 20 Jahre her. Also gilt kneifen nicht, wir kommen auch ganz gut zur Box raus. Einige Ehrenrunden unter Motor vor dem Hafen, um das lästige Seegras an Schwert und Motor los zu werden. Dann wird das Gross gesetzt, gleich mit einem Reff. Erst knüppeln wir Richtung St. Blaise, fallen dann aber nach Neuenburg ab und folgen auf Raumkurs dem Nordufer. Die Logge klettert auf über 9 kn, wir wären wahrscheinlich mit hoch geholtem Schwert noch schneller gewesen. Aber ich traue mich nicht, weil uns die achterlichen Wellen doch arg rumschupsen und ich mir vom 2,4 m Tief eintauchenden Schwert mehr Stabilität verspreche. So rauschen wir mit Raumkurs bis auf die Höhe von Cortaillod. Inzwischen ist es 15 Uhr und wir müssen langsam ans Zurückkreuzen nach Portalban denken. Das könnte bei diesem Wind ruppig werden, daher verkleinere ich aufs zweite Reff (eine Premiere, aber leider von Bord aus schwierig zu fotografieren) und hole auch die Selbstwendefock bis zum ersten Reffpunkt ein. So geht es ganz gut. Die «BlueSound» mag zwar mit ihrem steilen Steven keine Wellen reiten und setzt denn auch ein paar Mal hart ein. Aber wenigstens bleiben wir im Cockpit trocken. Jedenfalls sind wir vor 17 Uhr heil zurück im Hafen – bei einem Glas Chardonnay vom Vuilly. Danach das obligate Nachtessen im «Salamandre» mit Blick auf Hafen und See. Ein würdiger Saisonschluss.


Grossfall im Eimer

Heute hat «Murphy’s Law» wieder einmal zugeschlagen. Ich wollte den trockenen Tag nochmals geniessen, die Bise nutzen und vielleicht bis Yverdon und zurück segeln. Der Windmesser zeigte um die 12 kn aus Richtung E, also gerade rechtwinklig aufs Schiff und ein bisschen zu stark, um mit Vollzeug zu segeln. Ich wollte also besonders vorsichtig sein und holte schon im Hafen das erste Reff ein. Die Ausfahrt aus der Box gelang einigermassen okay, trotz des Seitenwindes. Als ich dann draussen das Grosssegel setzen wollte, hatte der Wind auf unter 10 kn abgeflaut, das Reff erschien überflüssig. Das Grosssegel ohne Crew-Hilfe raufzuziehen ist auch unter normalen Bedingungen ein Akrobatik-Akt (linke Hand an der Pinne, um das Schiff im Wind zu halten, mit der rechten Hand den Baum so führen, dass sich das Segel nicht in den Lazyjacks verheddert und mit dem rechten Zeh den Druckknopf für die Elektrowinsch bedienen). Diesmal wurde es noch komplizierter, weil während des Hochholens des Segels auch noch die Reffleine Widerstand leistete und meine Aufmerksamkeit erforderte. So bemerkte ich zu spät, nämlich als das Segel bereits straff durchgesetzt war, dass ich auf der Elektrowinsch einen genialen Überläufer produziert hatte. Das Fall war auf der Winschtrommel total verklemmt und liess sich mit aller Kraftanstrengung nicht mehr lösen. Um das Segel überhaupt wieder bergen zu können, musste ich das Fall schweren Herzens durchschneiden. An den Stummel brachte ich vor dem Segelbergen noch eine Pilotleine an und konnte zumindest zurück im Hafen ein Reservefall einziehen. Und die Moral von der Geschicht …


Riss im Grosssegel

Mir war nichts aufgefallen. Erst Jeroen hat bemerkt, dass da beim zweituntersten Rutscher am Grosssegel etwas nicht stimmen kann. Jeroen hat ja viele Metallarbeiten an der «BlueSound» durchgeführt, vor allem den Bügel für die Zentralwinsch und den Motorlift konstruiert. Heute kam er das erste Mal segeln, wir (Joel war auch dabei) fuhren unter CodeZero ans gegenüber liegende Ufer und zurück, ganz gemütlich. «Da ist etwas gerissen», sagt Jeroen, kurz bevor ich das Grosssegel bergen will. Tatsächlich, beim genauen Hinsehen zeigt sich, dass sich die Naht beim zweituntersten Rutscher geöffnet hat, man kann geradezu die Finger durchstecken. Wie konnte das passieren? Diese Stelle am Grosssegel liegt noch unter dem ersten Reffpunkt, ich kann mir nicht vorstellen, wie dort starke horizontale Kräfte auftreten können. Auch Marco, der Segelmacher, den ich noch am selben Abend kontaktiere, kann sich den Grund für Schaden vorerst nicht erklären. Vielleicht sei das Grosssegel mal bei gestrafftem Unterliek oder belegter Grossschot gesetzt worden, vermutet er. Dass deswegen schon eine Naht reissen kann? Wie auch immer: das müsse wahrscheinlich genäht und geklebt werden, sagt Marco. Kleiner Trost: Die Reparatur könne sicher an Bord und bei angeschlagenem Segel durchgeführt werden, hofft er. Ich bin erleichtert, denn die Vorstellung, das Segel demontieren und nach Travemünde senden zu müssen, hat mich schon gewaltig angegurkt.


Schwarz macht schlank

Ich habe mir lange hin und her überlegt, wie man die Linien der doch etwas hochbordig wirkenden «BlueSound» ein bisschen strecken könnte. Ursprünglich sollte der Rumpf ja breite blaue Streifen erhalten, um eleganter zu wirken. Aber das liess ich dann aus Kostengründen bleiben. Blieb die Gestaltung der Fensterflächen. Wenn man die vier Fenster am Vorschiff und die zwei am Salon-Aufbau optisch verbindet, sollte der gesamte Aufbau eigentlich niedriger wirken, so die Idee (besonders dezidiert von Werner vertreten). Bereits im Frühling hatte ich die Flächen zwischen je zwei Fenstern am Vorschiff-Aufbau schwarz zugemalt, sodass jetzt dort zwei lange Fensterfronten (anstelle der vier Einzelfenster) zu sehen sind. Da ich heute wegen der starken Bise sowieso nicht auslaufen konnte, habe ich die Zeit genutzt, die beiden grossen Fenster am Salon-Aufbau auf die gleiche Weise miteinander zu verbinden. Schleifen, Abdecken und viermaliges Streichen war angesagt, bitte ohne zu kleckern. Das Resultat kann sich sehen lassen, finde ich. Auch den Stegnachbarn auf der «Silva» gefällt’s. Tom hat den Unterschied erst gar nicht bemerkt, also fällt das neue Erscheinungsbild zumindest nicht negativ auf …


Die virtuelle trifft die reale Welt

Erhard kennt die «BlueSound» natürlich schon eine ganze Weile. Denn schliesslich hat er die schicke Website gebaut, die Sie sich eben anschauen. Aber bis jetzt kannte mein Web-Designer das Schiff eben bloss virtuell, von den Bildern und den Texten, die ich ihm zusandte, damit er diese schön auf der Website platzieren möge. Doch heute ist es so weit, die virtuelle Welt muss sich mit der realen messen, und Erhard ist das erste Mal an Bord eines Segelschiffes. Die Bedingungen sind ideal fürs «erste Mal». Es weht ein auflandiges «Nonnenfürzli», als wir so gegen 10 Uhr ablegen (Erhard hat tatsächlich bereits den 6-Uhr-Zug erwischt und steht bereits um halb neun auf dem Landungssteg, es reicht noch gut für einen Kaffee an Bord). Erhard wird mit seiner Kamera heisse Fotos schiessen, von denen hier einige zu sehen sind. Zuerst machen wir ein bisschen SightSeeing in den Hafen von Gletterens, der merkwürdigerweise mitten ins Naturschutzgebiet der «Grande Cariçaie» hinein gebaut werden durfte (aber wehe, wir Böötler ankern mal innerhalb des mit gelben Bojen weit in den See hinaus abgesperrten Uferstreifens). Danach segeln wir unter Gross und CodeZero Richtung SW (1-3), vorbei an Chevroux, immer so zwischen 3-4 kn Fahrt. Hinter Chevroux dann ein sanftes Aufstoppen, ich war mir gar nicht mehr bewusst, dass es dort so seicht ist. Ist aber kein Problem, das Wasser ist zwar seicht, der Seegrund aber weich, und so geht’s nach dem Hochholen von Schwert und Ruderblatt munter weiter Richtung Estavayer, vorbei am Zielgelände der Swiss Air Force (schon verrückt, die dürfen ungestraft ins Naturschutzgebiet der «Grande Cariçaie» hinein schiessen, siehe oben). Kurz vor Estavayer ist Schluss mit dem sanften Lüftchen, wir ankern im klaren Wasser, ich gehe schwimmen, danach gibt’s Lunch, Bier und eine Siesta (4-6). Punkt halb vier setzt der «Nachmittagswind» vom Jura her ein, es geht mit rauschender Fahrt zurück Richtung Portalban (7). Bald muss die CodeZero eingerollt und durch die Normalfock ersetzt werden. Eigentlich wollte ich Erhard auch noch Cudrefin zeigen, aber der Wind hat inzwischen derart aufgefrischt, dass a) Erhard das Fotografieren unterlässt und b) ich eigentlich reffen müsste. Das ist mir zu viel Arbeit, da wir ja ohnehin bald in den Hafen zurück kehren müssen. Also kehren wir um, geniessen ein Fläschchen am Liegeplatz und danach ein leichtes Abendessen im Hafenrestaurant. Erhard erreicht gerade noch das 19.20 Uhr – Kursschiff nach Neuchâtel.


Auf den Felsen gelandet

Heute Abend gab’s eine Strandung gleich vor unserer Haustür. Patrick (so heisst der Typ, hat sich hinterher herausgestellt) war unterwegs von Gletterens in unseren Hafen, um zu tanken. Ziemlich leicht bekleidet und ohne Rettungsweste, obwohl der Joran bereits eine Weile aufgefrischt hatte. Patrick hatte sein Motorboot erst vor drei Monaten gekauft und vertraute seiner Tankanzeige (noch). Das war ein Fehler, denn die zeigte ungenau. Knapp vor der Hafeneinfahrt ging dem Motor das Benzin aus, und das Boot driftete unaufhaltsam auf die Steine der Hafenmole zu. Patrick wollte im letzten Moment noch den Anker werfen, tat dies aber ins Lee, was auch nicht zielführend war. Tom und ich, Irene und Karin (von der «Silva») waren unterdessen auf das Desaster aufmerksam geworden und kletterten auf die Mole, um den glücklosen Skipper an Land zu ziehen. Davon wollte Patrick aber nichts wissen, er wollte sein neues Boot nicht aufgeben, sprang ins Wasser und stemmte sich gegen Wind und Wellen, um den Schiffbruch abzuwenden(1). Eine lebensgefährliche Aktion, brandeten die Wellen doch inzwischen meterhoch gegen die Mole und drohten Patrick unter seinem eigenen Boot zu begraben. Zum Glück kam Turi von der «Galatea» zu Hilfe, gemeinsam gelang es den beiden, das 1,7 Tonnen schwere Boot mehr oder weniger von den Felsen fern zu halten (ein schreckliches Geräusch, Fiberglas gegen Stein …). Ich hatte schon mal 117 angerufen und immerhin einen Polizeibeamten in Lausanne(!) erreicht, dem ich die Lage schilderte. Der reichte den Alarm dann an die Freiwilligen der Sauvetage von Portalban weiter, die 30 Minuten später tatsächlich vor Ort waren und das Boot abbergen konnten (2). Bilanz: zwei Männer mit blutig geschlagenen Beinen, Patrick musste von den Sauvetage-Leuten verarztet und wegen Unterkühlung unter die Dusche gesteckt werden (er hatte Glück, nicht ernsthaft verletzt worden zu sein, gab er selber zu). Am Boot gab’s 20 000 Franken Schaden.


CodeZero bis zum Anschlag

Heute hat Reto, Toms Cousin und angefressener Segler, seinen Besuch angesagt. Wir legen bei ca 15 kn Seitenwind aus E ab, das heisst, ich brauche ein paar Anläufe, um das Boot aus der Boxe zu manövrieren und durch den Wind zu drehen. Aber schliesslich haben wir es geschafft. Draussen wollen wir gleich ein Reff einlegen, aber irgendwie herrscht heute Murphy’s Law, das Grosssegel verheddert sich in den LazyJacks und muss nochmals runter, danach beschert uns das Grossfall einen Überläufer auf der Zentralwinsch, also nochmals alles von vorn. Tom wartet unterdessen schon ungeduldig auf dem Kursschiff-Pier, um von dort aus einige pics zu schiessen, die ersten von der «BlueSound» mit gerefftem Grosstuch. Sieht ein bisschen gewöhnungsbedürftig aus, der Rumpf des Schiffes wirkt unter diesen Bedingungen etwas hoch (1 bis 3).

Wir segeln am Wind Richtung St. Blaise und gehen danach auf Raumkurs Richtung Neuchâtel. Da der Wind stetig abflaut rollen wir die CodeZero-Genua aus. Wir machen konstant 7-8 kn Speed, überschreiten die Rumpfgeschwindigkeit aber nie. Der Wind flaut weiter ab, sodass wir die CodeZero auch auf dem «home run» von Auvernier nach Portalban stehen lassen können. Das ist allerdings ein wenig grenzwertig, die ca. 9 kn scheinbarer Wind sind fast ein wenig zu viel für das 57 qm messende Segel. Zudem zeigt sich jetzt, dass die CodeZero ursprünglich von Elvström für die Southerly 35 geschnitten wurde. Das Segel ist nicht nur etwas klein, sondern im oberen Bereich ziemlich bauchig, das Achterliek flattert ein bisschen (clip). Aber immer noch besser, als bloss die Selbstwendefock zu fahren …


Schneller als der Wind

Heute ist die «BlueSound» das erste Mal vor Zeugen schneller als der Wind gesegelt. Das ist unter speziellen Bedingungen tatsächlich möglich, etwa wenn der Wind mit einem Winkel von ca. 90 Grad auf das Boot trifft und der Rumpf im Wasser wenig Widerstand erzeugt. Jetzt waren wir dankbar, dass Joel das Unterwasserschiff und sogar das Schwert so schön poliert hat (vgl. Logbuch-Eintrag vom 23. Juni 2014). Auf dem Weg zurück von Chevroux überholten wir ohne Mühe eine Saphire 27, eine veritable Rennziege. Das 8-Meter Boot trägt zwar bloss 44 qm Segelfläche am Wind (gegenüber unseren 70), verdrängt aber mit 1,3 Tonnen drei Mal weniger Wasser und sollte daher bei schwachem Wind, bei dem die theoretische Rumpfgeschwindigkeit noch keine Rolle spielt, eigentlich schneller sein als die «BlueSound». Sie war es aber nicht (Video).

Während dieses Überholmanövers zeigten die Instrumente 3 kn scheinbaren Wind an. Ich hatte mit Polo und Richi eine grosse Diskussion, bei welcher Schwert-Position die «BlueSound» wohl am schnellsten voran kommt. Polo riet, das Schwert voll auf 2,4 Meter abzusenken. Ich vertrat die Ansicht, das Boot laufe mit diesem Lüftchen schneller mit dem Schwert in der obersten Position (1 m Tiefgang, ca. 0,7 qm Lateralfläche am Schwert und 0,75 qm am Ruderblatt), da die maximale Lateralfläche unter den vorherrschenden Bedingungen gar nicht zum Tragen kommt und die benetzte Fläche des voll ausgefahrenen Schwerts bloss bremst. Ich behielt Recht. Die Speed-Anzeige stieg mit dem Einholen des Schwerts von 2,5 auf 3,5 kn, immer bei 3 kn Windgeschwindigkeit. Gemäss GPS fuhren wir über Grund sogar 4 kn. Offensichtlich wurde der Speed-Geber wegen des leichten Abdriften des Bootes etwas irritiert (Verwirbelung?).

Am Nachmittag fuhr ich nochmals einhand los, Liselotte und Richi fuhren mit ihrer «Silva» hinterher und knipsten die hübschen Fotos mit der «BlueSound» unter CodeZero-Genua (1 bis 3).


Das erste Mal rückwärts parkiert

Die Idee faszinierte mich von Anfang an. Da unser Hafenplatz direkt an der Aussenmole liegt, wollte ich die wunderbare Sicht auf den See und die Jurakette denn auch geniessen können. Das geht nur, wenn man das Boot Heck voran im Platz parkiert. So hat man sowohl vom Cockpit als auch von der Kabine aus einen Ausblick, wie er sonst nur den Besitzern von Häuschen mit direktem Seeanstoss vergönnt ist.

Das Problem ist nur, dass die Wassertiefe bei der Mole im besten Fall einen Meter beträgt, das Ruderblatt jedoch 1,65 Meter tief ins Wasser taucht. Daher musste mit viel Aufwand eine klappbare Ruderanlage konstruiert werden. Nur so ist es möglich, das Schiff nahe genug an die Mole zu manövrieren, um dann mit einem Schritt von der Badeplattform aus an Land zu gelangen.

Heute morgen herrschen ideale Bedingungen für das komplizierte Manöver. Bei kompletter Windstille fahre ich rückwärts aus der Box, drehe das Schiff im Hafen und manövriere Heck voran wieder in den Platz. Sobald das Schiff halbwegs in der Box ist, mache ich provisorisch an den Pfählen fest und beginne, das Ruderblatt über die kleine Winsch auf der Pinne hochzuholen. Das ist einfacher gesagt als getan, weil der Angriffswinkel des Ruderfalls am Ruderblatt konstruktionsbedingt ziemlich schlecht ist und der Hebevorgang somit viel Kraft erfordert. Das letzte Drittel bewältige ich dann von der Badeplattform aus von blosser Hand. Jetzt ragt das Ruderblatt sicher vor Grundberührung aus dem Wasser, und ich kann die BlueSound so dicht an die Mole heranziehen, dass man mit einem mittelgrossen Schritt aussteigen kann (1). Und alles ohne fremde Hilfe.

Die Mühe lohnt sich, auch wenn das Manöver nicht immer so reibungslos klappt wie beim ersten Mal. Aber alle sind begeistert von der Aussicht, sowohl bei schönem (2) als auch regnerischem Wetter (3).